II. Geographische Lage, Natur und Bevölkerung von Belarus

Die Republik Belarus (Kurzform: Belarus) ist die amtliche Bezeichnung für das im deutschen Sprachraum als Weißrussland bekannte Land. Früher wurde das Land auch Weißruthenien und im DDR-Sprachgebrauch Belorussland genannt.

Belarussisch und Russisch sind offizielle Amtssprachen. Russisch überwiegt als Verkehrs- und Umgangssprache.

Lage und Natur
Belarus liegt geographisch westlich von Russland und nördlich von der Ukraine. Im Westen grenzt es an Polen, im Nordwesten an Litauen und im Norden an Lettland. Belarus umfasst eine Fläche von 207 595 km² (Zum Vergleich: Deutschland hat eine Fläche von 357 000 Quadratkilometern). Die maximale Entfernung von Westen nach Osten beträgt 650 Kilometer und von Norden nach Süden 560 Kilometer. Durch sein Territorium führen die kürzesten Verkehrswege aus Zentral- und Ostrussland nach Westeuropa sowie von der Ostsee zum Schwarzen Meer.

Das Relief ist flach-hügelig und hat eine durchschnittliche Höhe von 160 m über dem Meeresspiegel. Im Norden des Landes (Polozker Niederung) befinden sich Moore und Seen, weiter im Süden folgen Ebenen, die vom Belarussischen Landrücken begrenzt sind. Die höchste Erhebung ist mit 345 m der westlich der Hauptstadt Minsk gelegene Berg Dserschinskaja. Im Süden, zur ukrainischen Grenze hin, schließt sich die Sumpfregion Polesien (Polessje) an. Die Sümpfe im Süden des Landes, das einst größte Sumpfgebiet Europas, sind inzwischen überwiegend entwässert worden.

Belarus ist von vielen Flüssen durchzogen. Der längste Fluss des Landes ist der Dnepr mit einer Länge von 2.200 km. Er ist der drittgrößte Fluss Europas, fließt weiter in die Ukraine und mündet dort in das Schwarze Meer. Die Westliche Dwina und der Neman (die Memel) fließen in die Ostsee. Weitere große Flüsse sind der Pripjat und die Beresina (Nebenflüsse des Dnepr).

Es gibt ca. 10.000 Seen. Die meisten davon liegen im Norden und bilden die so genannte Belarussische Seenplatte. Dort befindet sich auch der größte See des Landes, der Narotsch-See, mit einer Fläche von 79,2 km². Rund ein Drittel der Landesfläche ist von Wald bedeckt. Im Norden wachsen überwiegend Nadelwälder mit Fichten, Kiefern und Birken, die über das ganze Land verteilt zu finden sind. Weiter südlich gibt es vorzugsweise Laubwälder mit Ahorn, Buchen, Eichen und Eschen.

Das Klima ist mäßig kontinental, mit mäßig warmen Sommern und mäßig kalten und feuchten Wintern. Die Klimabedingungen sind für den Anbau der meisten Getreidekulturen, Gemüsesorten, Obstbäume und Obststräucher, die in den mittleren Zonen Osteuropas beheimatet sind, insbesondere Kartoffeln sowie Getreide, Futterpflanzen und Flachs, günstig.

Die Pflanzenwelt besteht aus mehr als 800 Arten, etwa 20 davon gehören zu den seltenen und aussterbenden. In den Wald- und Sumpfgebieten des Landes leben unter anderem Elche, Wölfe, Wildschweine, Rothirsche, Rehe und Biber. Unter den Vogelarten sind Störche, Kraniche, Eulen und Spechte besonders typisch für das Land.

Die Artenvielfalt in Flora und Fauna wird durch die Nationalparks, vor allem im Norden und Westen des Landes, gefördert. 6,3 % des Territoriums ist geschütztes Gebiet. Der bekannteste Nationalpark Beloweschskaja Puschtscha, der 1992 gemeinsam mit dem Nationalpark im polnischen Teil des Urwaldes auf die UNESCO-Liste des Welterbes aufgenommen wurde, liegt im Südwesten des Landes. 1929 begann man mit der Wiederansiedlung des Wisents, der heute eine Population von über 300 Tieren aufweist. Die Misch- und Laubwälder (darunter allein mehr als 1.000 Eichen im Alter von 300-700 Jahren) beherbergen eine reichhaltige Tierwelt wie Luchse, Wölfe und Bären, Rothirsche und Wildschweine, Königsadler und Schwarzstorch.

Bevölkerung In Belarus leben ca. 9,5 Menschen, darunter Vertreter von mehr als 100 Nationalitäten (11,4 % Russen, 3,9 % Polen, 2,4 % Ukrainer, 0,3 % Juden, 0,1 % Armenier, 0,1 % Tataren und 0,1 % Roma). Die meisten Einwohner (81,2 % der Gesamtbevölkerung) sind Angehörige der belarussischen Nation. 74,5 % der Bevölkerung leben in Städten.

Die Bevölkerungsdichte liegt bei 45,8 Einwohnern/km² (2009). Die Altersstruktur entwickelt sich hin zu einer wachsenden Zahl alter und einer abnehmenden Zahl junger Menschen. Unter 16 Jahre sind 16,6 % der Bevölkerung, während 21,2 % bereits im Rentenalter sind. Die aktuelle demographische Situation kann als kritisch bezeichnet werden, bereits seit 20 Jahren erreichen die nachfolgenden Generationen nicht mehr die Größe der Elterngeneration. Inzwischen sind 60 % der Familien Ein-Kind-Familien. Seit Mitte bzw. seit Ende der 90er steigt die durchschnittliche Lebenserwartung und liegt mittlerweile für Männer bei 65,3 und für Frauen bei 76,9 Jahren.

Die Republik Belarus ist ein multikonfessioneller Staat. Nach offiziellen Angaben bekennen sich etwa 70 % zur russisch-orthodoxen Kirche, 15–20 % gehören der römisch-katholischen Kirche an (besonders in den westlichen, bis 1939 polnischen Landesteilen). Kleinere Anteile verteilen sich darüber hinaus auf Judentum, Islam, griechisch-katholische Kirche und andere Glaubensgemeinschaften.